Ein krankes Herz kann nicht warten

Von Anfang März bis Anfang Mai legten die Mitarbeiterinnen vom chirurgischen und kardiologischen Sekretariat am Herzzentrum Lahr den Telefonhörer kaum noch aus der Hand: Betten frei halten für den Katastrophenfall. Eingriffe und Operationen verschieben, die nicht dringlich sind. Das war die große Aufgabe, vor der plötzlich Kliniken im ganzen Land standen.

So waren die Mitarbeiterinnen des chirurgischen und kardiologischen Sekretariats vor eine große Herausforderung gestellt: Wer kann noch warten? Wer muss dringend operiert werden? „Sämtliche aufschiebbaren Operationen wurden ja von einem Tag auf den anderen angehalten“, sagt Chefarzt Prof. Dr. med. Ralf Sodian. Operiert wurden nur noch Notfälle und besonders dringliche Patienten.

Nach Dringlichkeit einbestellt

„Unser Team hat alle Patienten angerufen, um herauszufinden, wie groß der Leidensdruck, wie stark die Beschwerden und wie gefährlich die Situation ist“, erläutert Sodian. Ein logistischer Kraftakt, schließlich handelte es sich zumeist um sehr komplexe herzmedizinische Fälle: „Anschließend haben wir nach Dringlichkeit Patienten einbestellt und operiert.“ Die Mitarbeiterinnen vom chirurgischen und kardiologischen Sekretariat koordinierten alle neuen Termine und beantworteten unzählige Anfragen verunsicherter Patienten.

„Für uns stand an erster Stelle, alle Patienten mit einem operationswürdigen Befund schadlos durch die Pandemie zu bringen“, sagt Prof. Dr. med. von Hodenberg, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie: „Kardiovas kuläre Erkrankungen nehmen keine Rücksicht auf die besonderen Restriktionen einer Pandemie. Sie sind potenziell lebensgefährlich und behandlungsbedürftig.“

Verschoben wurden nur solche Eingriffe, bei denen für Patienten dadurch kein gesundheitlicher Nachteil entsteht, wie etwa Behandlungen von Herzrhythmusstörungen oder Herzkatheteruntersuchungen. Infarkte oder schwere Klappenfehler mussten dagegen umgehend behandelt werden. „Hier gab es natürlich alle Dringlichkeitsstufen und unterschiedliche Grade der Gefährlichkeit“, erklärt von Hodenberg.

Unendliche Telefoniererei

Zwischen März und Anfang Mai konnten am Ende 150 dringliche Patienten erfolgreich am Herzzentrum operiert werden: „Nach zwei Monaten Telefoniererei und Planerei haben wir es geschafft, alle dringlichen Patienten adäquat zu versorgen“, sagt Sodian. Ein erheblicher Aufwand, parallel dazu mussten ja die maximalen Corona-Kapazitäten jederzeit einsatzbereit sein. „Wir haben alle durchbekommen, ohne dass ein Patient Schaden genommen hat“, sagt Sodian, der stolz ist auf diese Leistung – und auf sein Team: „Sicher haben wir nicht alles richtig gemacht. Aber wir haben viel gelernt, wie wir ähnlich schwierige Situationen bewältigen können.“

Ihre Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Ralf Sodian

Prof. Dr. med. Ralf Sodian

Chefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

MEDICLIN Herzzentrum Lahr