Ein Zeckenbiss mit Folgen

Patient Josef Weber berichtet wie er zu seinem Kunstherz kam und wie es sich damit lebt.

Josef Weber ist 71 Jahre alt. „Aber ich fühle mich wie ein 20-Jähriger“, sagt er. Der Grund dafür: Ein handtellergroßes Gerät in seiner linken Herzhälfte, das seinen Herzmuskel beim Pumpen unterstützt. Wie es zu dem Kunstherz kam, welche Fragen mit dem Eingriff verbunden waren und wie er im MEDICLIN Herzzentrum Lahr bis heute beraten wird:

„Bis zum Jahr 2004 habe ich gar nicht gewusst, dass ich ein Herz habe.“ Der pensionierte Fahrlehrer Josef Weber witzelt gern. Auch wenn die letzten 14 Jahre gesundheitlich nicht leicht waren: Heute kann er wieder Treppen steigen, ohne aus der Puste zu kommen. Ein guter Grund, Späße zu machen …

Mit 53 Jahren litt Josef Weber plötzlich an Atemnot. Das war ungewöhnlich, denn als Sportler hatte er immer eine gute Kondition gehabt. Jahrzehntelang war er Verteidiger auf dem Fußballfeld, als Wanderer kannte er den Schwarzwald wie seine Westentasche und bestieg sogar 4000er-Alpengipfel. „Ich fuhr dann zur Herzklinik in Lahr und ließ mich untersuchen“, berichtet er. Doch nach der Behandlung und einer achttägigen Reha kehrten die Beschwerden wieder. Bei der erneuten Untersuchung mit Ultraschall stellte sich heraus, dass Josef Weber an den Folgen einer Borreliose litt, verursacht durch einen Zeckenbiss. „Wann die Zecke zugebissen hatte, wissen nur die Götter“, sagt Weber heute, „aber es war nun klar, dass ich eine Herzmuskelentzündung hatte. Die Herzmuskeltätigkeit wurde immer weniger, ich fuhr alle zwei Monate ins Herzzentrum Lahr zur Untersuchung.“ Er bekam einen Defibrillator mit Herzschrittmacher, später wurde ein Mitralclipping durchgeführt.

Aber nichts half. Als Weber 2017 erneut mit starker Atemnot eingeliefert wurde, stellte ihn Chefarzt Ralf Sodian vor eine Wahl, die eigentlich keine war: Ein Kunstherz (LVAD) war die einzige Möglichkeit, sein Leben zu erhalten. „Ich werde nie vergessen, wie der Professor vor mir stand, das Kunstherz in der Hand, und mir die Botschaft überbrachte.“ Auch Webers Frau Christel war bei dem Gespräch dabei. Ihre erste Reaktion: „Wir müssen mit jemandem sprechen, der die OP schon hinter sich hat.“ Die Klinik organisierte für das Ehepaar Weber ein Gespräch mit einem früheren Kunstherz-Patienten. Seine Zufriedenheit mit dem Eingriff überzeugte Weber.

Und auch er ist heute zufrieden mit der OP, die im Sommer 2017 stattfand. „Es dauerte etwa ein Jahr, bis Körper, Geist und Seele alles verarbeitet hatten. Manchmal bin ich heute noch etwas vergesslich, vielleicht sind das noch Folgen der Operation.“ Aber das Wichtigste ist, dass es ihm gut geht. Jeden Tag läuft Josef Weber heute wieder seine „Standardstrecke“ durch das Dorf Steinach, bergauf, bergab. Dabei trägt er stets eine Umhängetasche mit dem Steuergerät bei sich, etwa so groß wie ein Laptop. „Das macht mir nichts aus“, sagt er.

Etwa zwei, drei Male pro Nacht wache er auf, weil durch ein Drehen im Schlaf „die Leitung zupft“. Alle zwölf Stunden muss er die Akkus des Steuergeräts wechseln. Seine Frau Christl versorgt die Wunde, die nach anderthalb Jahren nur noch wenig Flüssigkeit absondert: Die Wunde freilegen, desinfizieren, säubern. Der betreuende Arzt sagte damals zu Josef Weber: „Das macht Ihre Frau besser als ich, dafür müssen Sie nicht ins Herzzentrum kommen.“ Frau Weber hat sich über die Erkrankung ihres Mannes viel Expertise angeeignet, sie fragte in den Sprechstunden nach, googelte.

In der Herzgruppe im benachbarten Haslach macht Josef Weber jede Woche kleine Turnübungen zusammen mit anderen Patienten. Im Herzzentrum wird er nach einem festen Plan nachgesorgt. Er wandert, steigt Treppen. Unlängst hat er sogar zwölf Ster Holz gespaltet. Das will er sich nicht nehmen lassen – gibt aber zu, dass sein Elektro-Holzspalter ihm eine große Unterstützung ist. Nur bücken, um die Holzscheite aufzuheben, muss Josef Weber sich noch selber.

Die erste Idee meiner Frau: Ein Patient soll uns von seiner Erfahrung berichten.

Heute laufe ich wieder jeden Tag meine Strecke durch das Dorf.

- Josef Weber

Ihr Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Ralf Sodian

Prof. Dr. med. Ralf Sodian

Chefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

MEDICLIN Herzzentrum Lahr