Ein tieferes Verständnis für die eigene Krankheit

„Study Nurse“ Beate Lippe berichtet aus ihrem Berufsalltag.

Seit zwölf Jahren gibt es im MEDICLIN Herzzentrum ein Forschungszentrum, das Behandlungsstrategien erforscht und im internationalen Vergleich auswertet. Beate Lippe ist als „Study Nurse“ dafür zuständig, die Patienten zu betreuen und die Studien nach Prüfplan zu organisieren. „Ein spannender Beruf“, findet sie.

Frau Lippe, was ist der beste Grund für Patienten, an einer Ihrer Studien teilzunehmen?

Ganz klar, die Aussicht auf eine Therapieoptimierung. Im Laufe einer Studienteilnahme bekommen die Patienten ein tieferes Verständnis für ihre Krankheit, denn sie werden geschult und beraten. Eventuell können sie auch von neuen Medikamenten profitieren, die in der Standardtherapie noch nicht eingesetzt werden dürfen.

Sie sind als „Study Nurse“ dafür zuständig, für die Teilnahme an Studien zu werben und Patientinnen und Patienten anzusprechen, die dafür geeignet sind. Welche Fragen oder Bedenken hören Sie oft?

Die meisten Patienten reagieren erstmal zurückhaltend, wenn wir sie auf eine Studienteilnahme ansprechen. Die Bedenken können ihnen aber oft im Rahmen des Aufklärungsgesprächs genommen werden, das der Studienarzt vorab immer durchführt. Dabei ist oft auch die Familie anwesend und es werden alle Fragen geklärt. Selbstverständlich wird auch der Hausarzt stets informiert. Auffällig ist, dass Männer häufiger an medizinischen Studien teilnehmen. Es wäre wünschenswert, dass sich auch Frauen öfter trauen, denn es gibt durchaus geschlechtsspezifische Unterschiede, die die Ergebnisse beeinflussen: zum Beispiel Gewicht, Muskelanteil, Hormonstatus, Stoffwechselvorgänge.

Kann man aus einer Studie nachträglich wieder aussteigen?

Grundsätzlich ist es jederzeit möglich, die Studienteilnahme zu beenden. Wir erleben das allerdings sehr selten. Der Großteil unserer Studienteilnehmer kommt gerne zu den sogenannten „Follow-Up-Visiten“ und schätzt die Gründlichkeit der Nachsorgeuntersuchungen.

Kostet die Studienteilnahme für Patienten etwas?

Nein, für Studienteilnehmer fallen keine Kosten an. Fahrtkosten werden in der Regel erstattet. Was Patienten auf jeden Fall mitbringen sollten, ist Zeit für die Untersuchungen wie Blutabnahmen, EKG oder Ultraschall. Wartezeiten gibt es für die Studienteilnehmer nicht, denn ich hole sie zum vereinbarten Termin direkt an der Rezeption ab. Als „Study Nurse“ bin ich dann auch die persönliche Ansprechpartnerin und Vermittlerin zwischen Patient, Prüfarzt und Auftraggeber.

Wie genau sieht der Arbeitsalltag einer „Study Nurse“ aus?

Mein Tag beginnt in der Regel mit dem „Screening“. Das heißt, ich überprüfe, welcher unserer derzeitigen Patienten von einer aktuellen Studie profitieren könnte. In mein Arbeitsfeld gehören auch sämtliche nicht-ärztliche Tätigkeiten wie beispielsweise Blutentnahmen, Bestimmung der Vitalzeichen, EKG-Ableitung oder die Aufbereitung von entnommenem Blut, das auf Trockeneis sehr zügig in eines der Studienlabore geschickt wird. Ein Großteil meines Arbeitsalltags besteht auch darin, Patientenvisiten zu organisieren und die erhobenen Patientendaten zu dokumentieren.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit besonders?

Vor allem der persönliche Umgang mit den Patienten. Spannend ist auch, dass wir mit unseren Studien das gesamte Spektrum der Kardiologie abdecken. Das ist ein abwechslungsreicher und spannender Beruf für Menschen, die sich gerne weiterentwickeln. Jede Studie ist anders, man bleibt nie stehen.

Ihre Ansprechpartnerin