Krankheitsbild: Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathie)

Krankheitsbild: Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathie)

Verändert sich die Struktur des Herzmuskels, kann die Pumpleistung sinken. Die Herzkammern sind dabei entweder krankhaft vergrößert, krankhaft verdickt oder durch Bindegewebe versteift. Unter Umständen ist der Herzmuskel aber auch entzündet.

Was ist eine Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie)?

Das Herz ist ein kräftiger Muskel, der das Blut durch den ganzen Körper pumpt. Im Herz befinden sich vier Kammern, die den Blutfluss steuern und die Sauerstoffversorgung gewährleisten. Sauerstoffarmes Blut wird im rechten Vorhof aufgenommen und gelangt über die rechte Herzkammer in die Lunge. Dort wird das Blut mit frischem Sauerstoff angereichert, dann gelangt das Blut über den linken Vorhof in die linke Kammer, die es in den Körperkreislauf pumpt.

Bei einer Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie) verändert sich die Struktur des Herzmuskels. Die Pumpfunktion ist eingeschränkt. Je nach Erkrankung treten verschiedene Beschwerden auf. Man unterscheidet zwischen vier verschiedenen Arten der Herzmuskelerkrankung:

  • dilatative Kardiomyopathie
  • hypertrophe Kardiomyopathie
  • restriktive Kardiomyopathie
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

Bei der dilatativen Kardiomyopathie sind die Herzkammern krankhaft vergrößert: Es kommt zu einer Vergrößerung des Herzens. Dadurch ist die Pumpfunktion stark eingeschränkt.

Bei der hypertrophen Kardiomyopathie sind die Herzmuskelwände krankhaft verdickt. Bei zu starker Verdickung hat der Herzmuskel Schwierigkeiten sich, zusammenzuziehen, wodurch die Pumpfunktion eingeschränkt ist.

Bei der restriktiven Kardiomyopathie ist die Herzmuskulatur durch vermehrte Bildung von Bindegewebe versteift. Dadurch füllt sich das Herz schlechter: Blut staut sich in den Vorhöfen.

Eine weitere Form der Herzmuskelerkrankung ist die Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Die Hauptursachen einer Herzmuskelentzündung sind Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Eine Myokarditis kann sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen.

Welche Symptome deuten auf eine Herzmuskelerkrankung hin?

Die Symptome der einzelnen Formen von Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie) ähneln sich sehr. Oftmals verläuft eine Herzmuskelerkrankung jahrelang ohne Symptome. Symptome einer fortgeschrittenen Kardiomyopathie sind:

  • Atemnot unter körperlicher Belastung und bei körperlicher Ruhe
  • Wasseransammlung (Ödeme) in Knöcheln und Unterschenkeln
  • allgemeine Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit
  • Herzklopfen und Stolperschläge
  • Schwindel und Ohnmachtsanfälle

Einer Herzschwäche verursacht durch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) geht häufig ein schwerer grippeähnlicher Infekt voraus. 

Wie wir Herzmuskelerkrankungen behandeln

Wenn Ihre Symptome auf eine Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie) oder Herzmuskelentzündung (Myokarditis) hindeuten und Sie im Herzzentrum Lahr untersucht und behandelt werden, steht an erster Stelle eine umfangreiche Diagnostik.

  • EKG: Belastungs- und Langzeit-EKG
  • Ultraschall (Echokardiografie)
  • Magnetresonanztomografie (MRT) / Computertomografie (CT)
  • Herzmuskelbiopsie (Entnahme und Analyse von Herzgewebe)
  • Herzkatheter mit Lävokardiografie (röntgenologische Untersuchung)

Unsere Behandlungsmethoden bei Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathie)

Konservative Therapien (ohne Operation)

Die Behandlungsmethoden sind abhängig vom Schweregrad und der Ursache der Herzinsuffizienz. Bei einer milden Form sind oft die Änderung der Lebensweise (z. B. Gewichtsreduktion) und eine moderate medikamentöse Therapie ausreichend.

Die Herzinsuffizienztherapie umfasst:

  • Vermeiden Sie körperliche Anstrengung.
  • Medikamentöse Therapie mit ACE-Hemmern, die den Blutdruck senken, und Beta-Blockern, die den Herzschlag beruhigen. Zusätzlich können wir sogenannte Diuretika verabreichen, die die Flüssigkeitsansammlung in den Beinen verringern.

Operative Therapien

Die nächste Stufe der Herzinsuffizienztherapie besteht darin, die Ursachen (z. B. Durchblutungsstörungen oder Herzklappenerkrankungen) zu behandeln. Weiterhin hilft eine fortgeschrittene Rhythmustherapie (Defibrillator oder Resynchronisationstherapie). Sind diese Optionen ausgereizt und die Herzinsuffizienz verschlechtert sich, sodass Sie wiederholt stationär behandelt werden müssen, existiert die Möglichkeit der mechanischen Kreislaufunterstützung durch ein Kunstherz oder ggf. auch eine Herztransplantation. 

Kunstherz (Mechanische Kreislaufunterstützung)

Unter einer „mechanischen Kreislaufunterstützung“ versteht man die Unterstützung oder Übernahme des Kreislaufs durch spezielle künstliche Pumpen. Hier unterscheidet man eine Kurzzeit- und Langzeitunterstützung. Bei der Kurzzeitunterstützung (Stunden bis Tage) werden Kanülen meist über die Leistengefäße eingebracht, somit das Herz entlastet und der Kreislauf aufrechterhalten (ECLS, ECMO).

Zur längerfristigen Unterstützung wird ein Kunstherz (linksventrikuläres Unterstützungssystem, kurz LVAD) implantiert. Meist, um die mitunter sehr langen Wartezeiten auf ein Spenderherz zu überbrücken. Wenn Sie als Patient nicht für eine Herztransplantation in Frage kommen, kann ein LVAD als Dauerlösung implantiert werden. In seltenen Fällen kann sich ein Herz mittels LVAD erholen. Die moderne Technik ermöglicht es mittlerweile vielen Menschen, jahrelang mit einem solchen Gerät zu leben, zu arbeiten und sogar Sport zu treiben. Aufgrund des gravierenden Mangels an Spenderherzen ist diese Technologie eine lebensrettende Alternative geworden und kann teilweise sogar minimalinvasiv implantiert werden.

Zusätzliche Diagnostik

Folgende zusätzliche Diagnostik muss vor einer möglichen LVAD-Implantation erfolgen:

  • Transthorakale Echokardiographie (TTE)

  • Transösophageale Echokardiographie (TEE)

  • Konventionelles Röntgen in 2 Ebenen

  • Computertomographie (CT)

  • Labor (einschließlich HIT-Diagnostik)

Außerdem kann eine Abklärung durch HNO-Ärzte, Gastroenterologen oder zum Beispiel Hämatologen erfolgen

Der Eingriff

Die letzten 24 Stunden vor dem Eingriff überwachen wir Sie auf der Intensivstation und überwachen sie und versorgen Sie ggf. mit Medikamenten. Bei dem Eingriff bleibt das Herz an Ort und Stelle. Wir bringen das Unterstützungssystem (Kunstherz) durch einen kleinen Schnitt an der linken Seite und einen circa fünf Zentimeter langen Schnitt über dem Brustbein an die Herzspitze. Dort pumpt es dann bis zu fünf Liter Blut pro Minute von der linken Herzkammer in die Aorta. Das Kunstherz wiegt etwa 300 Gramm und wird von einer Turbine angetrieben. Ein Kabel, das durch die Bauchdecke verlegt ist, verbindet das Kunstherz mit der Steuerelektronik und den Batterien, die Sie als Patient außerhalb des Körpers in einem Gürtel tragen.

Die Nachbehandlung

Die Mobilisation beginnt frühestmöglich und entspricht der Mobilisation eines normalen herzchirurgischen Patienten. Auf der Intensivstation überprüfen Mitarbeiter unserer Kardiotechnik das Kunstherz mehrmals täglich. Nach Verlegung auf die Normalstation erfolgt die Kontrolle dann einmal pro Woche. Nach einer kompletten Abschlussuntersuchung werden Sie nach Absprache in eine geeignete Reha-Klinik verlegt. 
Nach der Reha werden Sie erneut ins Herzzentrum Lahr verlegt. Hier überprüfen wir nochmals das gesamte System und entlassen Sie bei einwandfreier Funktion des LVAD. Im ersten Monat kommen die Patienten zur Kontrolle dann einmal pro Woche zu uns ans Herzzentrum. Ein weiterer wichtiger Schritt ist ein Termin, der zwischen Ihnen, Ihrem Hausarzt und einem Vertreter des Herstellers des LVAD stattfindet. 
Ihr Hausarzt als unmittelbarer Ansprechpartner ist so detailliert informiert. Auch eine Schulung für den richtigen Umgang mit der Steuerelektronik findet in dieser Phase statt.
Anschließend kommen Sie alle 4 Wochen für 3 Monate zu uns zur Nachsorge, danach einmal im Vierteljahr.

Wer Sie behandelt

Prof. Dr. med. Ralf Sodian

Prof. Dr. med. Ralf Sodian

Chefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

PD Dr. med. Kambis Mashayekhi

PD Dr. med. Kambis Mashayekhi

Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie

Prof. Dr. med. Stefan Bauer

Prof. Dr. med. Stefan Bauer

Leitender Oberarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bereichsleiter minimalinvasive Mitralklappenchirurgie

Dr. med. Kerstin Bauer

Dr. med. Kerstin Bauer

Oberärztin der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bereichsleiterin Herzchirurgische Normalstation H2/H3

Ass. Prof. Dr. (Univ. Alex.) Yasser Hegazy

Ass. Prof. Dr. (Univ. Alex.) Yasser Hegazy

Leitender Oberarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leiter der Rhythmuschirurgie und Sondenextraktion

Wie Sie uns kontaktieren können

Marcella Schabel

Marcella Schabel

Chefarztsekretariat der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Anmeldung für Privatambulanz

MEDICLIN Herzzentrum Lahr